Freitag, 13. Januar 2012

Trommeln und Tanzen in der JFE Anna Landsberger

”groove the east” am 18. Februar wurde es laut in Marzahn!

Posted on by Stefan  in  Blog@inBerlin.de Wenn man über Percussionkonzerte oder Trommelevents in Berlin redet, denkt man automatisch an Kreuzberg, Friedrichshain, Prenzlauer Berg und vielleicht noch Mitte — aber niemand denkt dabei an Marzahn oder Hellersdorf, oder?
Das sollte sich nun ändern, denn Trommelrhythmen können jeden in ihren Bann ziehen. Schließlich ist das erste, was man im Leben hört, ein „Trommel - Rhythmus“ – der Herzschlag der Mutter.  Deshalb ist Trommeln immer etwas, was uns ganz tief berühren kann.

Die Trommelgruppe Furioso aus Berlin, hat ihren Übungsraum in Marzahn, in der JFE „Anna Landsberger“. Dort gibt es eine  kleine Bühne, wie geschaffen für einen Percussion - Event in    Berlin – Marzahn.
Am 18. Februar 2012 war es soweit: Die Musiker der Trommelgruppe Furioso aus Berlin, luden ein zu einem bunten Programm mit vielen heißen Rhythmen, einer Menge Trommelmusik, Tanz und Jonglage.
Bereits um 14:00 Uhr ging es los mit Kaffee und Kuchen und einem Schnupperworkshop für Samba-Percussion  mit Tino Vetter  , einer Performance von Drums4Kids, woran sich ein Jonglageworkshop für Kinder anschließt (kostenfrei), mit Nicole Hartmann. So macht Trommeln in Berlin Spaß!
Ab 19:00 Uhr gab es es dann Livemusik mit Drumtrainer Marsch Kapelle, Gabi Happe – einer Trommelgruppe aus der Ufafabrik, der Trommelgruppe Furioso, Vetter-Sound, einer Schülergruppe vonTaiko-Connection, “auf alle Felle” Schülergruppe aus der ufaFabrik, Jonglierschule Berlin mit Jonglage und Feuertanz.


Ein gelungener Abend, meint nicht nur die Trommelgruppe Furioso aus Berlin

Karneval der Kulturen Berlin

Was ist aus dem Karneval der Kulturen geworden?


Fotograf: Michael Flascha; Dieses Foto steht unter einer CC-Lizenz
1996 zog zum ersten Mal die bunte Karawane durch die Straßen Berlin – Kreuzbergs, die von ca. 50.000 Zuschauern bestaunt wurden. Die Grundidee war, der besonders in Berlin sichtbaren immer stärker werdenden Internationalität Rechnung zu tragen und den Menschen aus verschiedenen Kulturen und Erdteilen die Möglichkeit zu bieten, ihr Land und ihre Kultur zu präsentieren, sich musikalisch und tänzerisch auszudrücken. Damit sollte der Respekt und die Toleranz untereinander und miteinander gefördert und zugleich eine Plattform geboten werden, wo sich Berliner aller Nationalitäten begegnen um miteinander zu feiern, sich auszutauschen und Kulturtransfer zu ermöglichen.
2002 konnte ich das erste Mal dabei sein und in der Trommelgruppe La Forêt Sacrée, die von Rale Dominique für den Karneval der Kulturen in Berlin gegründet und aus ca. 20 – 30 Trommler, Tänzer und Maskenträger bestand, mitspielen und das Gänsehautfeeling erleben, was man hat, wenn man musizierend durch die Straßen voller begeisterter Menschen läuft.
Nach einigen Jahren Pause wurde ich dann eingeladen bei der Trommelgruppe Furioso mitzuspielen und eine Tanzgruppe, bestehend aus Bauchtänzern und Cheerleedern zu begleiten. Das hat allen Beteiligten Spaß gemacht, nicht nur für die Trommelgruppe aus Berlin, besonders auch den beteiligten Kindern und Jugendlichen. Zwei Jahre später fuhren wir auf einem Wagen, der in unseren Spielpausen Technomusik spielte. Die Lautstärke blies uns fast das Gehirn raus, doch was uns viel mehr überraschte, dass sich das Publikum mehr für die Technomusik begeisterte und wir Trommler uns eher als schmückendes Beiwerk fühlten.
Eigentlich war der Karneval damit für mich „gegessen“, ich hatte keine Lust mehr darauf. Ich sah Leute die hinter einem Wagen mit Elektromusik, mit über dem Kopf gezogenen Unterhosen dazu tanzten. Da wusste ich, dass das nicht mehr meine Veranstaltung war. Doch dann sah ich dass die Gruppe Afoxè Loni noch Mitspieler für den Karneval sucht. Ich habe die Gruppe immer schon bestaunt, wie sie in einem Meer aus Weißgelb den Karneval anführt und mit ihren brasilianischen und religiös geprägten Rhythmen die Zuschauer in ihren Bann zieht.
Im Percussion Art Center, einem Kulturzentrum in dem international bekannte Percussionisten verkehren, CDs aufnehmen, Workshops und Trommelkurse abhalten nahm ich erneut Trommelunterricht, lernte die Timba zu spielen und studierte die Rhythmen von Afoxé Loni ein. Im PAC fanden auch die Proben und die Vorbereitung für den Karneval statt, mit teilweise bis zu 80 Trommlern. Die Energie, Begeisterung, Kompetenz und die Ausstrahlung von Dudu Tucci, Krista Zeissig und Murah Soares rissen mich mit! Ich war wieder drin, im Karnevalfieber!
Doch während ich so auf der Euphoriewelle schwamm erfuhr ich, dass die Gruppe nach 15 Jahren zum letzten Mal beim Karneval teilnehmen sollte. Die Organisatoren waren einfach am Ende ihrer Kräfte, ausgelaugt und fühlten sich ausgenutzt. Finanziell war das ganze nicht mehr zu schaffen, nach dem Karneval blieben oft noch Schulden übrig. In einem offenen Brief, der an alle Medien ging erläuterte die Gruppe warum sie aus dem Karneval aussteigt und klagt an! Der Brief ist hier zu lesen.
Das machte mich sehr traurig da ich gerade diese unglaubliche Energie spüren durfte die von dieser Gruppe ausging. Dadurch bekam der Karneval noch mal eine ganz besondere Note, eine Mischung aus Begeisterung, Enttäuschung, Wut und Traurigkeit machte sich breit. Doch alle Teilnehmer gaben noch mal alles und zum Schluss flossen bei einigen, die zum Teil schon seit Beginn, vor 15 Jahren, dabei waren, einige Tränen. Einige der Organisatoren waren danach krank oder mussten sich wochenlang erholen. Zu groß ist einfach die Belastung die sich auf wenige Schultern verteilte.
 
Fotograf: Michael Flascha; Dieses Foto steht unter einer CC-Lizenz

Sollte es das wirklich gewesen sein? Afoxé Loni ist nicht die einzige Gruppe die sich den Karneval nicht mehr leisten kann und es werden weitere Trommelgruppe folgen. Soll der Karneval der Kulturen zu einer Massenveranstaltung werden bei dem es nur darum geht möglichst viel Touristen und Berliner auf die Straße zu locken damit die Geschäfte guten Umsatz machen? Masse statt Klasse? Elektronische Musik statt Folklore? Elektrobeat statt Trommelgruppe?
Ich möchte mich nicht damit abfinden! Doch was könnte man tun? Zum einen diesen Artikel möglichst weit verbreiten damit sich immer mehr Menschen darüber Gedanken machen. Es gab bereits einige Anregungen wie man das Ganze wieder in seine ursprüngliche Bahn zurückbringen könnte.
Was mir gut gefiel:
  • den K.D.K. neu organisieren, z.B. das Tempelhofer Feld dafür nutzen und Eintritt nehmen um das Ganze besser finanzieren zu können. Vielleicht kämen dann ‚nur’ noch 500.000 Zuschauer statt einer Million, aber sie bekämen dann auch etwas ganz Anderes geboten.
  • Sponsoren finden die die Veranstaltung großzügig unterstützen. Finanzelle Unterstützung sollte es den Gruppen ermöglichen wieder teilzunehmen, indem sie die Organisation auch auf Mitarbeiter delegieren können.
  • Eine Kommission, zu der auch die Organisatoren der großen etablierten Gruppen gehören, könnten eine Vorauswahl treffen und nur Gruppen zulassen die wirklich ein Programm liefern das den Grundgedanken des Karnevals unterstützt. Lieber 60 Gruppen als 160, dafür aber bunt, interkulturell, mit Niveau!
  • Die verschiedensten Kulturzentren in Berlin noch mehr in die Planung mit einbinden.
Dazu müssten sich aber die Vertreter der Senatsverwaltung mit der Werkstatt der Kulturen und den Organisatoren der großen etablierten Gruppen an einen Tisch setzen und über eine Neustrukturierung reden mit dem Ziel, den Leitgedanken wieder aufzunehmen und eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen die Europaweit ihresgleichen sucht.
Das sind alles nur Ideen und ich hoffe nach wie vor dass sich etwas bewegt und die jetzige Entwicklung beim Karneval der Kulturen Berlin gestoppt wird.
Anmerkung: dieser Beitrag steht unter dieser CC-Lizenz und erscheint im Rahmen der von Ina Müller-Schmoß initiierten Blogpatenschaften.

Karneval der Kulturen mit Afoxé Loni

Karneval – nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein soziales Ereignis

Veröffentlicht am: 11. November 2011 unter Colina-Fotoblog *



Afoxé Loni® gilt als einer der schönsten und musikalisch anspruchsvollsten Blocos* in Deutschland

Die Geschichte von Afoxé Loni ist eng mit dem Karneval der Kulturen in Berlin verbunden: 1997 initiierten der Tänzer und Choreograph Murah Soares und Krista Zeißig das Projekt, dessen musikalische Leitung Dudu Tucci übernahm. Afoxé Loni hat seit 1997 bis 2011 den Karneval mit einem Reinigungs-Ritual eröffnet und angeführt. Da die Stadt Berlin die Bemühungen und den Einsatz der Künstler, die den Karneval erst ermöglichen, nicht finanziell unterstützt, obwohl sie einen enormen wirtschaftlichen Vorteil daraus zieht, hat sich Afoxé Loni 2011 mit seinem letzten Beitrag aus den Aktivitäten des Karnevals zurückgezogen, auch mit dem Ziel, die Energie, die freigelegt wurde für Bühnenauftritte und Shows einzusetzen.
afoxe_loni110k.jpg
In Bahia sind Afoxé-Umzüge eng mit der Candomblé-Religion verbunden, sie sollen rituell die Straße reinigen und im Karneval die latente Gewalt besänftigen. Dieser spirituelle Hintergrund spielt für Afoxé Loni auch ohne die religiöse Anbindung eine wichtige Rolle. Wenn die Formation aus Tänzern und Trommlern dann in einem Meer aus weiß und gelb die Zuschauermenge zum Spalier teilt, ist dies eine eindrucksvolle Eröffnung für jede Veranstaltung, ob Walking Act bei einem Festival oder bei einer Firmenfeier.
Die Struktur von Afoxé Loni ist einzigartig, da sich eine feste Gruppe aus Deutschen, Brasilianern und Teilnehmern aus ganz Europa entwickelt hat, die auch schon in Italien, Großbritannien und Irland mit den dortigen Mitgliedern Umzüge organisierte. Die Treffen von bis zu 200 Musikern und Tänzern in Berlin, Mailand, Manchester oder Dublin sind nicht nur ein musikalisches, sondern auch ein soziales Ereignis.
Seit 1997 hat Afoxe Loni mit seinem 4 Szenen Bühnen Programm, Bahianas – Tanz der Götter – Maculele – Maracatu - international auf diversen Festivals und lokal auf vielen Festen Freude, Schönheit und gute Laune gebracht.
*Ein Bloco ist eine große Formation von Musikern wie sie beim brasilianischen Karneval z.B. durch die Straßen läuft. Das sind in unserem Falle ca. 15 - 80 Trommler + Tänzer. Aber es gibt ja auch ein Bühnenformation mit 6-8 Musikern und Tänzern.